Hemmnisse und Handlungsoptionen

Bei der Entwicklung von an Nachhaltigkeit ausgerichteten Mobilitätsrichtlinien gibt es manche Aspekte, die hemmend wirken können. In nachstehender Übersicht haben wir einige häufig vorkommende Hemmnisse aufgelistet – und wie Sie damit umgehen können. 

 
 

Hemmnisse Gegenargumente und Handlungsoptionen

Dienstwagenprivileg

Die Bereitstellung von Dienstwagen zur privaten Nutzung verleitet zum Kauf großer Fahrzeuge und außerdem zu einer übermäßigen Autonutzung. Bieten Sie stattdessen ein angemessenes Gehalt oder evtl. ein Mobilitätsbudget an.

Statt individuell zugeordneter Dienstwagen können Sie für geschäftliche Fahrten einen Fahrzeugpool anbieten und/oder auch Carsharing nutzen. Wenn ein Dienstwagen notwendig ist, so ist zumindest auf einen möglichst geringen CO2-Ausstoß zu achten und alle Kosten für Privatfahrten sollten von dem/der Nutzer:in selbst getragen werden (keine "Flatrate zur Autonutzung").

Dienstwagen (insbesondere solche, die privat nutzbar sind) bieten Komfort und gelten manchem als Statussymbol. 

Dienstwagen sind häufig nur ohnehin schon relativ gut verdienenden Personen vorbehalten.. Das Steuerprivileg für Dienstwagen kostet den Staat mindestens 3,1 Mrd. Euro p.a.[1] und fördert zusätzlich soziale Ungleichheit, auch im Unternehmen.

[1] UBA (2021): Umweltschädliche Subventionen in Deutschland, S. 66 (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_143-2021_umweltschaedliche_subventionen.pdf, 16.12.2021).

Durch die aktuellen Steuerregeln sparen in den meisten Fällen Nutzer:in und Arbeitgeber:in erhebliche Kosten und Steuern/Sozialabgaben, das macht einen Dienstwagen auch finanziell attraktiv.

Attraktivität der Alternativen  

Häufig beruht dieser Eindruck auf Fehleinschätzungen oder Unkenntnis. Kommunizieren Sie alternative Möglichkeiten offensiv und regen Sie zum Ausprobieren an (z.B. Testwochen, Aktionen). Der Zeitaspekt relativiert sich, da mit Bahn, Fahrrad oder zu Fuß Parkplatzsuche und Fahrstress im Berufsverkehr entfallen, und die Unterwegszeit zur Bewegung oder anderes (z.B. Lesen im Zug) nutzbar ist. Fast die Hälfte aller Arbeitswege sind unter 10 km lang und könnten problemlos mit einem Pedelec/E-Bike bewältigt werden.

Mit Fahrrad, ÖPNV oder zu Fuß dauert der Weg zur Arbeit häufig länger. 

Bewegung und frische Luft fördern die physische und psychische Gesundheit. Bei Nutzung von E-Bikes können auch weitere Entfernungen, Steigungen und Gegenwind ohne große Anstrengung bewältigt werden. 
Ein Leih- oder Leasing-Angebot für Fahrräder und E-Bikes, zusätzliche Infrastruktur am Arbeitsort wie Duschen, Umkleiden, Fahrradstellplätze, Ladestationen, aber auch Unterstützung bei Reparaturarbeiten und die Bereitstellung von Ausrüstung (Regenkleidung, Warnwesten) machen das Radfahren attraktiver und komfortabler. Auch gibt es Routenplaner, die möglichst angenehme und sichere Wege ermitteln. Zusätzliche Sicherheit und Motivation schafft auch das gemeinsame Radeln mit anderen.

Auf dem Fahrrad oder zu Fuß kommt die körperliche Anstrengung hinzu. Zudem sind die Mitarbeitenden dem Wetter direkt ausgesetzt und fühlen sich im Straßenverkehr ggf. nicht sicher.

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit entspannt den alltäglichen Weg zur Arbeit. Ein möglichst vom Arbeitgeber bezuschusstes Jobticket oder ein (übertragbares) ÖPNV-Ticket, welches auch privat genutzt werden kann, gibt einen Anreiz, sowohl auf dem Arbeitsweg als auch in der Freizeit den ÖPNV zu nutzen. Bisweilen bietet auch die Kombination von ÖPNV mit Teilstrecken per Rad oder PKW eine gute Möglichkeit.

Beim ÖPNV sind die Abhängigkeit von Abfahrtszeiten und Verspätungen, die ggf. schlechte Anbindung und die Kosten ein hemmender Faktor.

Auch Flug- und Autoreisen sind nicht frei von Verspätungen und sie erzeugen erheblich mehr klimaschädliche Emissionen als Reisen mit dem Zug. Im Zug kann die Zeit zur Entspannung oder zum Arbeiten genutzt werden. Bei Vergleich der "Tür-zu-Tür"- Unterwegszeit ist die Nutzung von Bahn/ÖPNV häufig gar nicht oder kaum zeitaufwändiger als Flugreisen, da Eincheckzeiten entfallen und Flughäfen oft fernab vom eigentlichen Reiseziel liegen. Auch sind Fahrkarten für die Bahn bei frühzeitiger Buchung häufig sogar günstiger als Flugtickets. Eine BahnCard verringert die Kosten zusätzlich und kann auch privat zum klimafreundlicheren Reisen per Bahn motivieren. 

Zunächst ist aber stets zu prüfen, ob eine Reise notwendig/sinnvoll ist oder mittels Telefon- oder Videokonferenzen vermieden werden kann.

Auf Langstrecken sind Flugzeug oder Pkw häufig die schnellere und günstigere Variante.

Bequemlichkeit und Gewohnheiten

Möglicherweise besteht bereits die Offenheit für oder der Wunsch nach Veränderung. 

Zur Motivation können Sie Anreize und Gelegenheiten zum Ausprobieren/Testen von Alternativen schaffen – z.B. ein Bonus-Malus-System einführen, Testwochen für ÖPNV organisieren, Leihfahrräder anbieten oder Wettbewerbe ausrichten – und als Führungskraft mit gutem Beispiel vorangehen.

Sowohl in der Leitungsebene als auch in der Belegschaft fehlt der Antrieb, alte Gewohnheiten aufzubrechen.

Unwissenheit und Unkenntnis

Sie stehen mit Ihrem Unternehmen nicht alleine da. Lassen Sie sich von Pionieren inspirieren, tun Sie sich mit anderen Unternehmen zusammen oder holen Sie sich professionelle Unterstützung/Beratung. Es gibt auch Fortbildungen, die Mitarbeitende zu Mobilitätsmanager:innen ausbilden.

Es fehlt an Know-how, wie das Mobilitätsmanagement verändert werden kann und welche Kosten daraus entstehen.

Mangelndes Problembewusstsein und fehlende Motivation

Es gibt zahlreiche Quellen, die die Notwendigkeit einer Verkehrswende und die Bedeutung von Unternehmen dabei aufzeigen. Für Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität ist eine veränderte Mobilität zwingend erforderlich. Aufklärung, Information und Sensibilisierung helfen, sich der eigenen Rolle und der Dringlichkeit eines Umschwungs bewusst zu werden und schließlich die bisherigen Mobilitätsgewohnheiten zu verändern.

Unternehmen und Beschäftigte sind sich der Bedeutung der betrieblichen und individuellen Mobilität häufig nicht bewusst. Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben somit keine Priorität bei Mobilitätsentscheidungen.

Unmut und Ärger in der Belegschaft

Beziehen Sie die Beschäftigten mit ein (Befragung, Workshops, Intranet), schaffen Sie positive Anreize und treten Sie selbst als Vorbild auf. Verdeutlichen Sie die Motivation/Beweggründe für Ihr Handeln. Letztlich gibt die Geschäftsleitung die Richtung vor, auch wenn man es nicht allen Beschäftigten immer recht machen kann.

Bisweilen besteht die Befürchtung, durch veränderte Vorgaben Unmut bei den Beschäftigten auszulösen.

Mangelnde Finanzen  

Die Umstellung auf eine Mobilität mit Rücksicht auf Nachhaltigkeit dient nicht nur der Umwelt, sondern ist auch eine nachhaltige Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens und steigert zudem Ihre Attraktivität bei Kund:innen und (künftigen) Mitarbeitenden. Verschaffen Sie sich einen Überblick, welche (auch verdeckten) Kosten der Autonutzung aktuell zugutekommen (z.B. Dienstwagenvollkosten, Vollkosten der Autoparkplätze, Personalkosten für Verwaltung/Fuhrparkmanagement). Vielfach ergeben sich auch echte Kosteneinsparungen durch Nutzung anderer Verkehrsmittel, Reduzierung des Fuhrparks und weniger Geschäftsreisen. Schichten Sie Kosten zugunsten nachhaltiger Fortbewegung um. Mehr Bewegungsmobilität fördert die Gesundheit und senkt dadurch die Kosten für Krankheit und Fehltage.

Die Einführung bzw. Umstellung auf ein systematisches Mobilitätsmanagement und die Schaffung neuer Infrastruktur bedeuten zusätzliche Kosten.   

Verwaltungsaufwand

Es gibt zahlreiche Dienstleister und Lösungsanbieter, die bei der Umstellung auf nachhaltige Mobilität hilfreich zur Seite stehen und "schlanke" Lösungen parat haben.

Zudem kann Mobilitätsmanagement Schritt für Schritt zum Nutzen des Unternehmens und der Mitarbeitenden umgesetzt werden.

Das Aufstellen neuer Regelungen und deren Umsetzung münden auch in
einen hohen Verwaltungsaufwand.